Sprachverbote gehören verboten

Die postfaschistische Partei „Fratelli d’Italia“ unter Führung der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni plant, Geldstrafen für die Verwendung anderer Sprachen, insb. der englischen, in der Öffentlichkeit einzuführen. Der Gesetzesvorschlag beinhaltet, dass an öffentlichen Verwaltungen, Universitäten, Schulen, Medien und Werbung in Fremdsprachen kommuniziert werden darf. Zudem geht es auch um die Überwachung der „richtige Aussprache“ des Italienischen. Die Entscheidung der italienischen Regierung erinnert an die Maßnahmen der türkischen Regierung in den 90er Jahren. Die Türkei hat das Sprechen anderer Sprachen in der Öffentlichkeit und im Bildungssystem unter dem Gesetz Nr. 2932 Artikel 2 verboten: „Die Veröffentlichung von Gedankengut in einer anderen Sprache als der ersten Amtssprache ist verboten.“ Es galt von 1926 bis 1991.

Die Unterdrückung von Sprache ist ein Angriff auf die kulturelle Identität und Freiheit der Sprecherinnen und Sprecher. In der Türkei war dies ganz besonders auf die Unterdrückung der Kurd*innen angelegt. Selbstbestimmung und Freiheit sind die Grundwerte unserer Gesellschaft, die wir hochhalten und schützen müssen. Deshalb sind wir erschüttert über die jüngsten Forderungen der italienischen Regierung nach einem Sprachverbot. Diese Idee, die darauf abzielt, die Nutzung der Muttersprache von Migrantinnen und Migranten in der Öffentlichkeit zu verbieten, ist nicht nur empörend, sondern auch eine Verletzung ihrer grundlegenden Rechte – das muss ernst genommen werden.

Wenn Zugewanderten das Recht auf ihre Muttersprache in der Öffentlichkeit entzogen wird, beraubt man sie eines wesentlichen Mittels zur Teilhabe am Gemeinwesen. Es ist ein Fakt, dass das Erlernen der Landessprache für eine gelungene Integration unerlässlich ist, aber es darf nicht zu einer Einschränkung der individuellen Freiheit führen. Zudem stellt ein solches Sprachverbot eine ernsthafte Bedrohung für die kulturelle Vielfalt dar. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der Menschen unterschiedlicher kultureller und sprachlicher Herkunft auf engstem Raum zusammenleben. Eine kulturelle Monokultur ist nicht erstrebenswert und würde der Diversität unserer Gesellschaft schaden.

Wir sollten uns auf die Förderung der Mehrsprachigkeit und die Verbesserung von Integrationsangeboten konzentrieren. Wir müssen sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und Sprache, die Möglichkeit haben, in unserer Gesellschaft aktiv und gleichberechtigt teilzunehmen.

Gabriela Morais de Souza
Gabriela Morais de Souza
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